Buch-Review: Psychologie der Massen - Gustave Le Bon

Meine Buch-Review zu: Psychologie der Massen von Gustave Le Bon!

Der französische Psychologe Gustave Le Bon gilt als Begründer der Massenpsychologie. Er war jedoch nicht nur Psychologe, sondern auch Soziologe, Ethnologe und Arzt. Er wurde 1841 im nordfranzösischen Nogent-le-Rotrou geboren und verstarb 1931 in Paris. Gustave Le Bon studierte Medizin an der Universität von Paris und arbeitete nach seiner Promotion zunächst als Militärarzt, bevor er auf mehreren Reisen durch Europa, Nordafrika und Asien völkerkundliche Studien betrieb.

Dazu veröffentlichte Gustave Le Bon zwischen 1881 und 1891 zahlreiche Werke, die sich mit der Anthropologie, aber auch mit der Ethnologie sowie der Archäologie beschäftigten. Zwischen 1894 und 1903 folgten viele weitere Studien über Gruppen, Massen und Völker, wozu er ebenfalls zahlreiche Werke veröffentlichte. Darunter war neben Büchern wie „Die psychologischen Grundgesetze der Völkerentwicklung“ oder „Die Psychologie des Sozialismus“ vor allem sein Hauptwerk „Psychologie der Massen“.

Dieses machte Gustave Le Bon zu einem der einflussreichsten Soziologen seiner Zeit. So hatte das Buch „Psychologie der Massen“ nachhaltig Einfluss in der Wissenschaft und der Sozialpsychologie – beispielsweise auf Siegmund Freund und Max Weber -, aber auch in der Politik – vor allem auf Diktatoren und ihre Propagandatechniken. Auch heute ist das Buch „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon noch überaus gefragt, sodass erst Anfang 2024 eine neue Ausgabe davon im Anaconda Verlag erschienen ist.

Inhalt: Vermutlich alles, was Du über die Massenpsychologie wissen musst

Das Buch „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon ist ein etwa 180 seitiges Buch, das sich mit der Massenpsychologie beschäftigt. Dabei ist es, trotz dessen, dass das Buch vor allem wissenschaftlich geschrieben und bereits 1985 erstmals veröffentlicht wurde, einigermaßen leicht zu lesen und überzeugt vor allem durch interessante Schilderungen und Erkenntnisse.

Auf dem Rücken vom Buch „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon im Anaconda Verlag steht dazu Folgendes: „Das Grundlagenwerk vom Begründer der Massenpsychologie: Le Bons Studie hatte erheblichen Einfluss auf die großen Denker seiner Zeit, darunter Max Weber und Freud, und ist bis heute brandaktuell.

Ohne Zweifel sind die Massen stets unbewusst, aber dieses unbewusste Selbst ist vielleicht eines der Geheimnisse ihrer Kraft.“ – Gustave Le Bon

Weiter schreibt der Anaconda Verlag, der das Buch „Psychologie der Massen“ – das von Rudolf Eisler aus dem Französischen übersetzt wurde – an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst hat: „[…] als Erster attestierte Le Bon der Masse eine eigene Form von Moralempfinden, die die intellektuellen und sittlichen Eigenschaften des Einzelnen verdrängt – und so die Gemeinschaft für Botschaften von Demagogen empfänglich macht.

Dazu hat Gustave Le Bon sein Buch „Psychologie der Massen“ in drei Bücher unterteilt, deren konkrete Titel und Kapitel Du etwas weiter unten in dieser Buch-Review findest. Obwohl das Buch also „nur“ 180 Seiten umfasst, ist es inhaltlich dennoch relativ umfangreich. So startet Gustave Le Bon sein Buch mit etwas weniger als 20 Seiten Vorwort und Einleitung, in dem er erklärt, weshalb die Wichtigkeit und der Einfluss von Massen immer mehr zunimmt und wir in einer „Ära der Massen“ leben.

Die Massen haben nur Kraft zur Zerstörung. – Ihre Herrschaft bedeutet stets eine Phase der Barbarei.“ – Gustave Le Bon

Das erste Buch bzw. der erste Teil vom Buch „Psychologie der Massen“ beschäftigt sich mit der „Massenseele“, wie Gustave Le Bon sie nennt. Dabei geht er auf 50 Seiten nicht nur auf die Charakteristik der Massen und das Gefühlsleben sowie die Sittlichkeit der Massen ein, sondern auch auf die Ideen, Urteile und Einbildungskraft der Massen sowie die religiösen Formen der kollektiven Überzeugungen.

Im zweiten Teil vom Buch „Psychologie der Massen“ widmet sich Gustave Le Bon dann auf 70 Seiten den „Anschauungen und Überzeugungen der Massen“. Dabei geht er sowohl auf die mittelbaren sowie auch die unmittelbaren Faktoren der Anschauungen der Massen ein. Nachdem er diese Faktoren als Geistesverfassung der Massen aufgelistet und jeweils kurz erklärt hat, teilt Gustave Le Bon auch, „wie diese Antriebe anzuwenden und durch wen sie mit Nutzen in Tätigkeit zu setzen sind„. Abschließend geht er noch auf die Grenzen der Veränderlichkeit der Anschauungen und Überzeugungen der Massen ein.

Wer die Kunst, die Einbildungskraft der Massen zu erregen, kennt, der kennt auch die Kunst, sie zu regieren.“ – Gustave Le Bon

Sein Buch „Psychologie der Massen“ beendet Gustave Le Bon mit seinem dritten Buch bzw. Teil, in dem er sich auf etwa 40 Seiten mit der Klassifikation und Einteilung der Massen beschäftigt. So unterteilt er die Massen zunächst in heterogene und homogene Massen, erwähnt jedoch auch, dass er sich mit den homogenen Massen in einem anderen Buch beschäftigen möchte. Dementsprechend kommen im dritten Teil lediglich beispielhaft die sogenannten kriminellen Massen, die Geschworenen bei den Assisengerichten sowie die Wählermassen und die Parlamentsversammlungen als heterogene Massen zur Sprache.

Damit ist das Buch „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon nicht nur wissenschaftlich aufgebaut, sondern auch wissenschaftlich geschrieben. Wie jedoch bereits eingangs erwähnt, ist das Buch aus dem Anaconda Verlag dennoch relativ einfach zu lesen. Dementsprechend ist es ein absolutes Muss für alle, die sich für Massenpsychologie interessieren. Doch auch für andere interessierte Leser und Leserinnen kann das Buch „Psychologie der Massen“ interessant sein, da Gustave Le Bon neben interessanten Erkenntnissen auch spannende Kritikpunkte am Wahl- und Schulsystem sowie am Sozialismus und anderen Themenbereichen, die viele Menschen betreffen, teilt.

Dem Menschen einen Glauben schenken heißt, seine Kraft verzehnfachen.“ – Gustave Le Bon

Alle Kapitel vom Buch "Psychologie der Massen" von Gustave Le Bon im Überblick

Damit Du Dir einen möglichst guten Überblick über die Themen aus dem Buch von Gustave Le Bon machen kannst, findest Du nachfolgend alle Kapitel aus dem in drei Bücher geteilten Buch „Psychologie der Massen“ übersichtlich zusammengestellt. Bevor es mit dem ersten Buch „Die Massenseele“ losgeht, startet das Buch aus dem Anaconda Verlag jedoch zuerst mit einem Vorwort und einer Einleitung („Die Ära der Massen“):

Erstes Buch: Die Massenseele

  • 1. Allgemeine Charakteristik der Massen. Das psychologische Gesetz ihrer seelischen Einheit
  • 2. Gefühlsleben und Sittlichkeit der Massen
    • 2.1. Impulsivität, Wandelbarkeit und Reizbarkeit der Massen
    • 2.2. Suggestibilität und Leichtgläubigkeit der Massen
    • 2.3. Überschwänglichkeit und Einseitigkeit der Massengefühle
    • 2.4. Unduldsamkeit, Autoritätsglauben, Konservatismus der Massen
    • 2.5. Sittlichkeit der Massen
  • 3. Ideen, Urteil und Einbildungskraft der Massen
    • 3.1. Die Ideen der Massen
    • 3.2. Die Schlüsse der Massen
    • 3.3. Die Einbildungskraft der Massen
  • 4. Die religiösen Formen der kollektiven Überzeugungen

Zweites Buch: Anschauungen und Überzeugungen der Massen

  • 1. Mittelbare Faktoren der Anschauungen und Überzeugungen der Massen
    • 1.1. Die Rasse
    • 1.2. Die Tradition
    • 1.3. Die Zeit
    • 1.4. Die politischen sozialen Institutionen
    • 1.5. Erziehung und Unterricht
  • 2. Direkte Faktoren der Anschauungen der Massen
    • 2.1. Bilder, Worte und Formeln
    • 2.2. Die Illusion
    • 2.3. Die Erfahrung
    • 2.4. Die Vernunft
  • 3. Die Führer der Massen und ihre Überzeugungsmittel
    • 3.1. Die Führer der Massen
    • 3.2. Die Wirkungsmittel der Führer: Behauptung, Wiederholung, Übertragung
    • 3.3. Das Prestige
  • 4. Grenzen der Veränderlichkeit der Anschauungen und Überzeugungen der Massen
    • 4.1. Die festen Überzeugungen
    • 4.2. Die wechselnden Anschauungen der Massen

Drittes Buch: Klassifikation und Einteilung der Massen

  • 1. Klassifikation der Massen
    • 1.1. Heterogene Massen
    • 1.2. Homogene Massen
  • 2. Die sogenannten kriminellen Massen
  • 3. Die Geschworenen bei den Assisengerichten
  • 4. Die Wählermassen
  • 5. Die Parlamentsversammlungen

Meine 5 Learnings

  1. Menschen werden von Ideen, Gefühlen und Gewohnheiten geleitet, von Dingen, die in uns selbst sind.
    • Die Mehrzahl unserer alltäglichen Handlungen ist nur die Wirkung verborgener, uns entgehender Motive.
      • Hinter den eingestandenen Motiven unserer Handlungen gibt es zweifellos die geheimen Gründe, die wir nicht eingestehen, hinter diesen aber liegen noch geheimere, die wir nicht einmal kennen.
        • Das bewusste Geistesleben stellt nur einen recht geringen Teil neben dem unbewussten Seelenleben dar.
  2. Die bemerkenswertesten Ereignisse der Geschichte sind die sichtbaren Wirkungen der unsichtbaren Veränderungen des menschlichen Denkens.
    • Die einzigen Veränderungen von Bedeutung – jene, aus welchen die Erneuerung der Kulturen entspringt – vollziehen sich auf dem Gebiete der Ideen, der Gedanken und Überzeugungen.
    • Wenn diese großen Ereignisse so selten stattfinden, so hat das seinen Grund darin, dass es nichts stabileres in einer Rasse gibt, als das Erbgut ihrer Gedanken.
  3. Durch die bloße Zugehörigkeit zu einer organisierten Masse steigt der Mensch mehrere Stufen auf der Leiter der Zivilisation herab.
    • Die bewusste Persönlichkeit schwindet, die Gefühle und Gedanken aller Einheiten sind nach derselben Richtung orientiert.
    • Die Hauptmerkmale des in der Masse befindlichen Individuums sind: Schwund der bewussten Persönlichkeit, Vorherrschaft der unbewussten Persönlichkeit, Orientierung der Gefühle und Gedanken in derselben Richtung durch Suggestion und Ansteckung, Tendenz zur unverzüglichen Verwirklichung der suggerierten Ideen.
      • So erlangt das Individuum in der Masse beispielsweise schon durch die Tatsache der Menge ein Gefühl unüberwindlicher Macht, welches ihm gestattet, Triebe zu frönen, die es allein notwendig gezügelt hätte.
  4. Die von den Massen angenommenen Urteile sind nur eingeflößte, niemals geprüfte Urteile.
    • Massen sind unfähig zum richtigen Schließen und wurden jeglicher Spur kritischen Geistes beraubt, so dass sie nicht imstande sind, Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden und irgendetwas scharf zu beurteilen.
      • Wie bei allen Wesen, bei denen das logische Denken nicht ins Spiel kommt, ist die Einbildungskraft der Massen sehr mächtig, sehr wirksam und lebhaft erregbar.
        • Die Massen können nur in Bildern denken und lassen sich nur durch Bilder beeinflussen – bloß diese schrecken oder verführen sie und werden zu Motiven ihres Handelns.
  5. Die Massen haben solchen Durst, zu gehorchen, dass sie sich jedem, der sich zu ihrem Herren ernennt, instinktiv unterordnen.
    • Sobald lebende Wesen in einer gewissen Anzahl vereinigt sind, stellen sie sich instinktiv unter die Autorität eines Oberhauptes.
      • Die Menge ist stets bereit, demjenigen zuzuhören, der einen stark imponierenden Willen besitzt.
        • Die zu Massen vereinigten Menschen büßen allen Willen ein und wenden sich instinktiv an den Besitzer eines solchen.

Meine 5 Handlungsaufforderungen

  1. Sei vorsichtig, wenn Du Teil einer Masse wirst und versuche, Dein Verhalten darin kritisch zu hinterfragen, um keine Dinge zu tun, die Du später bereust!
  2. Verstehe, dass es nicht die Tatsachen als solche sind, welche die Volksfantasie erregen, sondern die Art und Weise, wie sie sich verteilen und darstellen!
    • Verdichte dementsprechend die Tatsachen zu einem packenden Bild, welches die Seele erfüllt und ergreift!
  3. Wenn Du die Fantasie von Menschen und Massen erregen willst, dann sprich in packenden und klaren Bildern!
    • Nutze dabei einige wunderbare oder geheimnisvolle Tatsachen: einen großen Sieg, ein großes Wunder, ein großes Verbrechen, eine große Hoffnung!
  4. Wirke vor allem auf die Gefühle der Menschen ein und verändere Deine Ausdrucksweise je nach dem aktuell erzielten Eindruck!
    • Gib Menschen den Teil von Hoffnung und Illusionen, ohne den sie nicht leben können, wenn Du nachhaltig auf sie einwirken willst!
    • Sei Dir zudem auch zu jeder Zeit über die aktuelle Bedeutung Deiner Worte bewusst, da sich diese für ein anderes Publikum sowie auch im Laufe der Zeit und verändern kann!
  5. Identifiziere in Massen die kleine Anzahl von führenden Individuen und bringe diese auf Deine Seite, um die Gesamtmeinung zu Deinen Gunsten zu beeinflussen!

Fazit: Das gelungene Buch des Begründers der Massenpsychologie

„Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon ist ein wissenschaftlich aufgebautes und geschriebenes Buch zur Massenpsychologie. Dabei ist es nicht nur interessant sondern teilweise auch augenöffnend, die Schilderungen des Begründers der Massenpsychologie zu lesen, die trotz der wissenschaftlichen Art vergleichsweise einfach zu lesen sind.

Gustave Le Bon erklärt auf etwa 180 Seiten und in drei Teilen nicht nur die Charakteristik der Massen, sondern geht auch auf deren Anschauungen und Überzeugungen sowie ihre Einteilung und Klassifikation ein. Durch seine präzisen Aussagen und guten Herleitungen merkt man als Leser oder Leserin schnell, dass die Massenpsychologie viele Bereiche betrifft.

So findest Du im Buch „Psychologie der Massen“ neben spannenden Erkenntnissen immer wieder auch interessante Kritikpunkte am Wahl- und Schulsystem sowie an Geschworenengerichten und dem Sozialismus, aber auch an anderen Themen. – Daher kann ich das Buch im Bereich Beruf, im Bereich Beziehungen und im Bereich Selbst absolut empfehlen!

Deine Meinung zum Buch "Psychologie der Massen" von Gustave Le Bon

Kanntest Du „Psychologie der Massen“ bereits? – Wie ist Deine Meinung zu dem Buch von Gustave Le Bon?

Hinweise zur Buch-Review "Psychologie der Massen" von Gustave Le Bon:

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