Buch-Review: Worte der Freundschaft - Teresa von Ávila
Autorin: Teresa von Ávila
Die spanische Heilige Teresa von Ávila wurde 1515 in Ávila, nordwestliche von Madrid, geboren. Nachdem ihre Familie zur Vermeidung von Diskriminierung vom Judentum ins Christentum übergetreten war, wurde Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada im Alter von 16 Jahren von ihren Eltern in ein Kloster der Augustinerinnen und später in ein Kloster der Karmelitinnen gesteckt.
In letzterem machte Teresa von Ávila 1554 eine lebensbedrohliche Krankheit durch und erlebte eine komplette Bekehrung. Im Karmelitinnen-Kloster in Ávila machte sie zahlreiche mystische Erfahrungen wie Visionen und Ekstasen. Dabei begeisterte sie sich besonders für das „Innere Gebet“, durch welches Teresa von Ávila laut eigener Aussage die Anwesenheit von Gott in ihrem Innersten wahrnehmen konnte.
1562 gründete Teresa von Ávila selbst eine neue Niederlassung ihrer Ordensgemeinschaft am Stadtrand von Ávila und setzte dort die ursprünglichen Ordensregeln wieder ein. Anschließend gründete sie unzählige weitere Klöster und schuf den Orden der Unbeschuhten Karmeliten. Zudem schrieb Teresa von Ávila mehr als 15.000 Briefe, von denen heute noch etwa 400 erhalten sind.
Neben den zahlreichen Briefen der Teresa von Ávila sind heute allerdings noch weitere Schriftstücke der 1617 zur Schutzpatronin von Spanien ernannten und 1622 heilig gesprochenen Mystikerin, die 1582 in Alba de Tormes verstarb, erhalten. Darunter sind neben zahlreichen Büchern auch die Autobiografie der Teresa von Ávila. Ihre Werke sind auch heute noch gefragt, sodass der Anaconda Verlag Ende 2023 eine neue Ausgabe ihrer gesammelten Weisheiten unter dem Titel „Worte der Freundschaft“ veröffentlichte.
Inhalt: Gedanken und Weisheiten über Gott, das Gebet und die Menschen
Das Buch „Worte der Freundschaft“ von Teresa von Ávila ist eine rund 80 Seiten starke Sammlung von Texten der spanischen Heiligen. Dementsprechend ist es auch kein richtiges Buch von Teresa von Ávila, sondern enthält lediglich eine Vielzahl ihrer Texte aus ganz unterschiedlichen Werken. Der Klappentext vom Anaconda Verlag beschreibt den Inhalt vom Buch „Worte der Freundschaft“ von Teresa von Ávila wie folgt:
„Die Texte der Teresa von Ávila sind bis heute für Gläubige weltweit eine Quelle der Kraft und Zuversicht. Kern ihrer Lehre ist das innere Beten, die tiefe, teils mystische Kommunikation mit Gott und Christus, die sie Verweilen bei einem Freund nannte. Aus dieser Gottesfreundschaft entspringt die Kraft, anderen Menschen mit Liebe und Freundschaft zu begegnen. Dieser Band versammelt ausdrucksstarke Weisheiten der spanischen Heiligen.„
„Das, was Gott in der Seele wirkt, übersteigt alle Freuden und Ergötzungen dieser Erde.“ – Teresa von Ávila
Die Herausgeberin vom Buch „Worte der Freundschaft“, Maria Otto im Anaconda Verlag, schreibt Folgendes über Teresa von Ávila: „Sie teilt sich mit, temperamentvoll und demütig, manchmal sarkastisch, auf Wahrhaftigkeit erpicht, auf Genauigkeit bedacht, der Wissenschaft zugeneigt, mit intellektueller Redlichkeit – die häufig eingeflochtenen Einschränkungen »meines Erachtens«, »es scheint mir« sind bezeichnend; aber noch mehr ist sie daheim in der Bilderwelt der Natur, den Elementen, Wasser und Feuer.„
Weiter schreibt Maria Otto über die Autorin vom Buch „Worte der Freundschaft“: „Theresia bietet ihre ganze lebhafte Ausdruckskraft auf, den Anfängern im geistlichen Leben – und auch die Fortgeschrittensten werden immer wieder zu Anfängern, sagt sie – Wege vorzuschlagen, nicht nur einen, denn das Festlegen und Uniformieren liegt ihr nicht. Die Liebe zu Gott macht sie erfinderisch, »Mitliebende« zu gewinnen, Mitfreunde. Dem Wort von der Freundschaft begegnet man auffallend oft in ihren Schriften.„
„Wie oft aber brechen wir die Freundschaft mit unserem Gott, und wie viele Jahre wartet er auf uns!“ – Teresa von Ávila
Insgesamt besteht das Buch „Worte der Freundschaft“ von Teresa von Ávila aus sechs Kapiteln, von denen jedoch zwei noch jeweils zwei Unterkapitel. Sowohl hinsichtlich ihrer Länge als auch ihres Inhalts unterscheiden sich diese teilweise sehr stark. Denn während einige Kapitel nur ein bis zwei Seiten haben, umfassen andere Kapiteln zehn und manche sogar fast zwanzig Seiten. Daher wirkt das Buch „Worte der Freundschaft“ von der Strukturierung her teilweise nicht ganz ausgewogen.
Thematisch ist die Strukturierung jedoch durchaus nachvollziehbar. Denn wie bereits erwähnt handelt es sich beim Buch „Worte der Freundschaft“ von Teresa von Ávila – wie bei vielen anderen Büchern aus dem Anaconda Verlag auch – um eine Zusammenstellung von Texten aus verschiedenen Werken. Dazu findest Du bei jedem Textabschnitt immer einen entsprechenden Quellenverweis und am Ende des Buches auch ein relativ einfaches Quellenverzeichnis.
„Die wahre Vollkommenheit besteht in der Liebe zu Gott und zum Nächsten.“ – Teresa von Ávila
Die Texte der Teresa von Ávila sind durchzogen von einem positiven Gottesbild und ihrer Freundschaft zu Gott sowie den Ermutigungen ihrer Mitmenschen. Während die ersten und die letzten beiden Kapitel sich relativ ausnahmslos um Gott drehen, kommt Teresa von Ávila in den beiden mittleren Kapiteln und deren Unterkapiteln immer wieder auch auf den Menschen zu sprechen. Aus diesen beiden Kapitel sind auch die meisten meiner Top 5 Learnings und Top 5 Handlungsaufforderungen entnommen.
Wie auch bei den Büchern „Vom Adel der menschlichen Seele“ von Meister Eckhart, „Trost der Philosophie“ von Boethius und „Sonnengebete“ von Franz von Assisi habe ich auch beim Buch „Worte der Freundschaft“ versucht, diese Learnings und To-Do´s möglichst frei vom Gottesglauben zu halten. Obwohl das Buch von Teresa von Ávila also einige wertvolle Impulse für Menschen unabhängig ihrer Konfession enthält, eignet sich das Buch aus meiner Sicht vor allem für gläubige Christen.
Alle Kapitel aus dem Buch "Worte der Freundschaft" von Teresa von Ávila im Überblick
Damit Du Dir einen guten Überblick über die Themen aus dem Buch „Worte der Freundschaft“ von Teresa von Ávila machen kannst, findest Du hier alle 6 Kapitel vom Buch aus dem Anaconda Verlag. Außerdem findest Du darunter noch eine Liste der Quellen bzw. Bücher, aus denen die Texte für das Buch „Worte der Freundschaft“ entnommen wurden.
- Einleitung
- 1. Kapitel: Himmel auf Erden
- 2. Kapitel: Suche dich in mir
- 3. Kapitel: Mit der ganzen Welt
- 3.1. Kapitel: Kundgebung der Freude
- 3.2. Kapitel: Mit rechtem Verstand
- 4. Kapitel: Führung in die Seelenburg
- 4.1. Kapitel: Mein Fehler war
- 4.2. Kapitel: Winke für Anfänger
- 5. Kapitel: Werke will der Herr
- 6. Kapitel: Der andere Himmel
Die Texte wurden entnommen aus ...
- Das Leben der heiligen Theresia von Jesus, von ihr selbst beschrieben (zwischen 1562 und 1565)
- Die Seelenburg (1577)
- Das Buch der Klosterstiftungen (1573 bis 1582)
- Rufe der Seele zu Gott (ca. 1569 bis 1572)
- Gedanken über die Liebe Gottes (1574)
- Ermahnungen
- Gedichte und Lieder
- Briefe
Meine 5 Learnings
- Die vortreffliche Tugend der Demut hat die Eigenschaft, dass nichts, was in ihrer Begleitung unternommen wird, ein Missbehagen in der Seele zulässt.
- Zerstreute Gedanken können über das Lesen von Büchern oder das Betrachten der Natur gesammelt werden.
- Nicht mit Gewaltanstrengung, sondern in aller Ruhe sollte man sich um Sammlung bemühen, dann wird sie länger anhalten.
- Wer nicht imstande ist, von sich aus etwas Erbauliches auszudenken, der muss sich viel mit Lesen beschäftigen.
- Man sollte alles für verdächtig halten, was einen derart in Bann schlägt, dass man am freien Gebrauch der Vernunft gehindert ist; auf solchen Wegen wird man nie zur Freiheit des Geistes gelangen.
- Jeder, der vorankommen will, aber in sich noch die Neigung hat, an seiner Ehre zu hängen, der sollte nicht ruhen, bis er sich davon losgewunden hat.
- Das Klammern an Ehre, Ansehen und materielle Güter resultiert nahezu immer in Leid.
- Wenn Dein Geist noch zu wenig entwickelt ist, machen Dir Kleinigkeiten ebenso viel zu schaffen wie große und wichtige Dinge.
- Mutige Menschen kommen in wenigen Jahren weiter voran als zaghafte, die sich in Demut einmummen.
- Denn ein Mensch, der immer zurückgezogen lebt, mag noch so heilig scheinen, er weiß doch nicht und kann es nicht wissen, ob er Geduld und Demut hat.
- Ein einziger Tag, in demütiger Selbsterkenntnis verbracht, auch wenn das hart ankommt und wehtut, ist eine weit größere Gnade als viele Tage, die man dem Gebet widmet.
- Denn ein Mensch, der immer zurückgezogen lebt, mag noch so heilig scheinen, er weiß doch nicht und kann es nicht wissen, ob er Geduld und Demut hat.
Meine 5 Handlungsaufforderungen
- Sei Dir niemals sicher, dass Du eine schwierige Sache wirklich verstanden hast und die absolute Wahrheit sprichst!
- Sage daher lieber „es scheint mir“, wenn Du über schwierige Sachen sprichst und sei stets bereit, auf das einzugehen, was kluge und erfahrene Menschen vorzubringen haben!
- Und behaupte schon gar nicht etwas, was Du nicht weißt!
- Sage daher lieber „es scheint mir“, wenn Du über schwierige Sachen sprichst und sei stets bereit, auf das einzugehen, was kluge und erfahrene Menschen vorzubringen haben!
- Gestehe es offen ein, wenn Du etwas nicht gut beherrschst und kümmere Dich dadurch nicht mehr darum, ob andere Deine Ungeschicklichkeit bemerken, sodass Du Deine Aufgaben besser erfüllen kannst!
- Habe also keine Angst, Dich zu blamieren, da dies Dich zusätzlich noch verwirrt und Dich an der Erfüllung Deiner Aufgaben hindert!
- Wenn Du weißt, dass eine Sache gut für Dich ist, dann finde einen Weg, keine Abneigung mehr gegen diese Sache zu empfinden oder sie nicht mehr als Qual zu sehen!
- Wenn Du etwas Neues lernen möchtest, dann suche die Freundschaft und den Umgang mit anderen, die diese Sache ebenso üben möchten!
- Betrübe Dich nicht wegen der Trockenheit oder Zerstreutheit Deiner Gedanken, denn oft kommt dies auch von körperlichen Störungen oder vom Wetterumschlag her!
- Widme Dich in solchen Situationen einfach einer äußeren Tätigkeit, Werken der Nächstenliebe oder einer guten Lektüre!
- Solltest Du auch dazu nicht imstande sein, dann diene Deinem Körper, damit auch der wieder oft der Seele diene!
- Widme Dich in solchen Situationen einfach einer äußeren Tätigkeit, Werken der Nächstenliebe oder einer guten Lektüre!
Fazit: Sammlung ausdrucksstarker Weisheiten der spanischen Heiligen
„Worte der Freundschaft“ von Teresa von Ávila ist eine Zusammenstellung unterschiedlicher Textausschnitte in sechs Kapiteln. Auf den etwa 80 Seiten findest Du dabei vor allem Weisheiten und Gedanken über Gott und das Gebet. Doch Teresa von Ávila widmet sich auch immer wieder ihren Mitmenschen.
So ermutigt die spanische Heilige nicht nur sich selbst, sondern auch andere und teilt ihr positives Gottesbild mit den Lesern und Leserinnen. Dabei sind die Textausschnitte allesamt sehr einfach zu lesen und zu verstehen, was bei manchen anderen Büchern der Reihe „Weisheit der Welt“ aus dem Anaconda Verlag nicht immer der Fall ist.
Somit können alle Leser und Leserinnen vom Buch „Worte der Freundschaft“ von Teresa von Ávila sicherlich auch die ein oder andere universelle Weisheit – wie aus den Büchern „Vom Adel der menschlichen Seele“ von Meister Eckhart oder „Sonnengebete“ von Franz von Assisi mitnehmen.
Dennoch eignet sich das Buch „Worte der Freundschaft“ Teresa von Ávila aus meiner Sicht vor allem für gläubige Christen, da der christliche Glaube auf den 80 Seiten ganz klar im Vordergrund steht. Doch auch andere Menschen mit anderer oder ohne Konfession können aus dem Buch von Teresa von Ávila sicherlich etwas mitnehmen. – Daher kann ich das Buch im Bereich Selbst durchaus empfehlen!
Deine Meinung zum Buch "Worte der Freundschaft" von Teresa von Ávila
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Hinweise zur Buch-Review "Worte der Freundschaft" von Teresa von Ávila:
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