Buch-Review: Keine Angst vor dem Leben - John Kaag

Meine Buch-Review zu: Keine Angst vor dem Leben von John Kaag!

Der US-amerikanische Autor John Kaag lehrt als Professor und Lehrstuhlinhaber für Philosophie an der University of Massachusetts in Lowell. Zuvor machte er seinen Master an der Pennsylvania State University und seinen Doktor an der University of Oregon, woran er noch weitere Forschungsaufenthalte an der Harvard University sowie der American Academy of Arts and Science anschloss. Spezialisiert hat sich John Kaag vor allem auf amerikanische Philosophie und widmet sich in seiner Forschung insbesondere Persönlichkeiten wie Ralph Waldo Emerson, William James und Henry David Thoreau – Denker, die auch in seinen Essays und Büchern eine zentrale Rolle spielen.

Bekannt wurde John Kaag weit über die Grenzen der philosophischen Fachwelt hinaus durch seine erzählenden Sachbücher, in denen er tiefgründige Philosophie mit persönlichen Erfahrungen und erzählerischem Gespür verknüpft. Für sein Werk „American Philosophy: A Love Story“ – auf Deutsch unter dem Titel „Das Bücherhaus. Eine philosophische Liebesgeschichte“ im btb Verlag erschienen – erhielt er den renommierten John-Dewey-Preis der Society for US Intellectual History.

Auch sein Buch „Hiking with Nietzsche“ – ebenfalls im deutschen btb Verlag unter dem Titel „Wandern mit Nietzsche“ erschienen – wurde 2018 ein großer Erfolg: Es wurde von der New York Times als Editors’ Choice hervorgehoben und von NPR zu den besten Büchern des Jahres gezählt. Neben seinen Buchveröffentlichungen ist John Kaag ein gefragter Essayist, dessen Texte regelmäßig in Publikationen wie der New York Times, The Paris Review oder Harper’s Magazine erscheinen.

Erst Anfang 2025 erschien sein Buch „Sick Souls, Healthy Minds: How William James Can Save Your Life“ – das er bereits 2020 in Englisch veröffentlichte – in der deutschen Ausgabe im btb Verlag. Hier trägt es Titel „Keine Angst vor dem Leben“ und ich möchte das Buch von John Kaag in dieser Review ausführlich vorstellen.

Inhalt: Etwa 200 Seiten über das Leben, Denken und Wirken von William James und seine Philosophie

Das Buch „Keine Angst vor dem Leben“ von John Kaag erklärt laut dem Untertitel „wie uns der Pragmatismus von William James in unsicheren Zeiten helfen kann„. Dazu umreist der Autor auf etwa 200 Seiten und in insgesamt sechs Kapiteln nicht nur das Leben des US-amerikanischen Philosophen William James, sondern auch dessen Denken und Wirken. Im elfseitigen Prolog zu Beginn des Buches aus dem btb Verlag erklärt John Kaag seinen Lesern und Leserinnen in eigenen Worten, worum es ihm mit seinem Buch „Keine Angst vor dem Leben“ vor allem geht:

Dies ist ein Versuch, James‘ Weisheit weiterzugeben, seine Idee weiterzugeben, dass das Leben wirklich Möglichkeiten bietet, die man in aller Freiheit und Ernsthaftigkeit erkunden kann, allerdings nur auf sein eigenes Risiko. James war als junger Mann nahe daran, sich all dieser Möglichkeiten zu berauben. Am Ende meinte er allerdings in vielen verschiedenen Tonlagen, dass dies dezidiert der falsche Weg sei, sein Leben zu beenden. Wir alle werden früh genug das Zeitliche segnen. Die Aufgabe ist, in der Zwischenzeit einen Weg zu finden, wie man leben kann, wahrhaft leben. William James kann den Menschen dabei helfen, diesen Weg zu finden.

Die Welt ist nicht immer oder jemals genau das, was sie zu sein scheint.“ – John Kaag

So geht John Kaag nicht nur auf das Leben von William James, sondern auch auf sein eigenes ein und berichtet dabei, wie die Philosophie von William James ihm in schweren und unsicheren Zeiten immer wieder geholfen hat. Doch das Buch „Keine Angst vor dem Leben“ ist kein autobiografisches Werk, das sich vor allem um John Kaag dreht: Es enthält vielmehr biografische Elemente über das Leben von William James, den der Autor viele Jahre ausführlich studiert hat.

Dabei schafft es John Kaag immer wieder zentrale Ereignisse und Anekdoten aus dem Leben von William James mit passenden Anekdoten aus seinem eigenen Leben sowie mit universellen Weisheiten und wichtigen Erkenntnissen zu kombinieren. Zusätzlich geht John Kaag im Buch „Keine Angst vor dem Leben“ auch auf viele andere philosophische Strömungen und Schulen – wie die des Determinismus, des Materialismus, dies Positivismus sowie des Stoizismus – ein, die das Wirken von William James und seinen Pragmatismus maßgeblich beeinflusst haben.

In dem Maße, in dem sich die Philosophie im zwanzigsten Jahrhundert immer mehr abschottete, torpedierte sie auch ihre eigene Relevanz.“ – John Kaag

Somit ist das Buch „Keine Angst vor dem Leben“ von John Kaag eine wunderbare Mischung aus philosophischen Grundlagen, ein wenig Philosophie-Geschichte und biografischen Berichten über William James und dessen Denken und Wirken. Das Ganze verpackt John Kaag in leichter Sprache noch mit passenden Anekdoten aus seinem eigenen Leben und garniert es mit passenden Zitate von William James sowie dessen zentralen Erkenntnissen und Impulsen, die auch für das Leben der allermeisten Leser und Leserinnen äußerst relevant und hilfreich sein dürften.

Alle 6 Kapitel aus dem Buch "Keine Angst vor dem Leben" von John Kaag im Überblick

Damit Du Dir einen besseren Überblick über die Themen aus dem Buch von John Kaag machen kannst, findest Du an dieser Stelle alle sechs Kapitel aus dem Buch „Keine Angst vor dem Leben“ übersichtlich zusammengestellt:

  1. Determinismus und Verzweiflung
  2. Freiheit und Leben
  3. Psychologie und gesunder Geist
  4. Bewusstsein und Transzendenz
  5. Wahrheit und Konsequenzen
  6. Wunder und Hoffnung

Einige Zitat von William James aus dem Buch "Keine Angst vor dem Leben" von John Kaag

Meine 5 Learnings

  1. Erst wenn jemand einmal wirklich alles bekommen hat, kann derjenige auch begreifen, dass all das vielleicht nie ausreichen wird, um wirklich dauerhaft Sinn zu stiften.
    • Es bedarf nur einer minimalen Irritation in einem komfortablen Alltag – nur einer anhaltenden Störung in einer sonst perfekten Existenz-, um diese dunkle Einsicht zutage zu fördern – und an diesem Punkt stürzen manchmal die Kulissen ein.
  2. Kraft Deines Willens kannst Du in bestimmter Weise handeln und dann kann Dein Wille Deine Lebenslage zum Besseren wenden.
    • Man kann einer Person alles rauben außer seine oder ihre frei gewählte Reaktion auf die schreckliche Situation, in die er oder sie geworfen worden ist.
    • Eine Emotion ist immer eng verknüpft mit Deinen Handlungen und leiblichen Zuständen, und zwar auf die Art, wie Du normalerweise denkst.
      • Die Handlung selbst genügt, um einen bestimmten Gefühlszustand zu erzeugen.
  3. Du hast die Macht, auf Deine Liebesbeziehung einzuwirken, aber bist zugleich auch dazu verurteilt, von ihr geprägt zu werden.
    • Die Bedingungen der Liebe hängen zum Teil von Dir selbst ab.
    • Sichverlieben birgt anfangs kein geringes Maß an Selbsttäuschung in sich, eine Bereitschaft, zu handeln, als hätte man „alle Fakten“ über den Geliebten auf dem Tisch, obwohl man sie in Wirklichkeit gar nicht hat.
    • Wenn die Liebe ausfallsicher oder im Voraus arrangiert wäre, würde sie bei Weitem nicht so viel bedeuten, wenn sie überdauert.
  4. Die Bestimmung des „wahren Ichs“ durch das Erfassen jener Momente, in denen man sich am stärksten und intensivsten lebendig fühlt, wird im Erwachsenenleben durch zunehmende Verpflichtungen und die Macht der Gewohnheit extrem erschwert.
    • Das Erwachsenenleben führt zu einer exponentiellen Zunahme von Verpflichtungen und Erwartungen, die die Zeit ausfüllen und das Entdecken des „wahren Ichs“ behindern.
    • Die überwältigende Geschäftigkeit des Alltags führt oft zu einer betäubenden Routine, in der man sich in viele Richtungen gezogen fühlt, ohne sich einer Tätigkeit voll widmen zu können.
    • Um den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden, neigen Menschen dazu, „herunterzufahren“ und auf psychischen Autopilot umzuschalten, was die Verbindung zum „wahren Ich“ weiter schwächt.
    • Die unbezähmbare, aber unterschwellige Macht der Gewohnheit ist ein wesentlicher Wurzelgrund für diese Schwierigkeiten und Gefahren in den mittleren Lebensjahren.
  5. Im Namen der Beständigkeit opfern wir Besonderheit und Möglichkeit – und die Schönheit, die sie uns regelmäßig spenden.
    • Anstatt die ständigen Unterschiede unserer Erfahrungen aufmerksam wahrzunehmen, neigen wir dazu, sie nach dem Prinzip der Identität und Ähnlichkeit zu verallgemeinern, was zwar einfacher ist, aber die Besonderheit und die Möglichkeiten des Lebens opfert.
      • Wir behandeln neue Erfahrungen oft so, als wären sie identisch mit früheren, was zu einem Verlust der Schönheit und Einzigartigkeit des gegenwärtigen Moments führt.
        • Unsere Gewohnheiten, selbst die sehr guten, schotten uns ab von dem, was wir vielleicht sehen und werden könnten.

Meine 5 Handlungsaufforderungen

  1. Setze Dir nicht zum Ziel, möglichst viel Geld zu verdienen, sondern vor allem, einen guten Charakter zu entwickeln!
  2. Habe keine Angst vor dem Leben, denn nur, wenn Du ein Risiko eingehst, findest Du auch heraus, was Du alles werden kannst!
    • Mache Dir bewusst, dass die menschliche Existenz meistens vor allem Bedeutung erhält, wenn Du Dir Ziele setzt und nach Resultaten strebst, die noch gar nicht feststehen!
      • Verstehe, dass es auf jeden Fall Dein Scheitern und Dein Triumph sind und es diese Selbstbestimmung ist, die zählt!
  3. Bilde gute Angewohnheiten heraus, die die gesellschaftlichen Konventionen erweitern und in vielen Fällen mit ihnen brechen!
    • Verstehe, dass selbst kleine Veränderungen eine Menge bewirken können, wenn Du beim Thema Gewohnheiten ansetzt, da dies die Aktivitäten sind, die Dein Leben maßgeblich steuern!
  4. Frage Dich immer wieder, ob Deine Handlungen mit dem Gefühl Deines „wahren Ichs“ einhergehen, oder Du noch im Halbschlaf bist und Dich durch das einzige Leben heuchelst, das Du hast!
    • Mache diese Frage so früh wie möglich – wie es auch der junge William James tat – zu einem Dreh- und Angelpunkt Deiner moralischen Sichtweise!
    • Erkenne, dass Du vielleicht nicht die alleinige Wahl hast, welche Gewohnheiten Du kultivierst und welche Emotionen Du nährst, aber, dass diese Wahl zumindest nicht völlig außerhalb Deiner Kontrolle lieg!
  5. Vergiss nicht, dass die Innenleben anderer Menschen – ihre Freuden und ihr Kummer, ihre Hoffnungen und ihre Enttäuschungen – für sie ebenso unmittelbar und real sind wie für Dich Deine eigenen!
    • Erkenne, dass wir genau deshalb gleich sind, weil es eine irreduzible Differenz zwischen den jeweiligen Leidenschaften gibt, die unseren Welten Bedeutung verleihen – und, dass die Enttäuschung und Tragödie, wenn eine Leidenschaft unverwirklicht bleibt oder erloschen ist, gleichzeitig ein ähnliches Gefühl absoluter Entfremdung und Einsamkeit bei uns bewirkt!

Fazit: Die Philosophie von William James praxisnah zusammengefasst

„Keine Angst vor dem Leben“ von John Kaag ist eine eindrucksvolle und zugleich zugängliche Einführung in das Leben und Denken des US-amerikanischen Philosophen William James. Auf etwa 200 Seiten und in sechs Kapiteln verbindet der Autor biografische Elemente, zentrale Gedanken des Pragmatismus und eigene Erfahrungen zu einer stimmigen Gesamterzählung, die Leser und Leserinnen gerade in unsicheren Zeiten Mut und Orientierung geben kann.

John Kaag zeigt, wie William James’ Philosophie – insbesondere dessen Überzeugung, dass das Leben trotz aller Unsicherheiten voller Möglichkeiten steckt – eine echte Hilfe sein kann, um Krisen zu überstehen, Freiheit verantwortungsvoll zu leben und sich dem eigenen „wahren Ich“ anzunähern. Dabei wird deutlich, dass James als junger Mann selbst mit Verzweiflung rang und erst durch seine philosophischen Einsichten einen Weg fand, dem Leben mit Entschlossenheit und Sinn zu begegnen.

Neben der persönlichen Ebene bettet John Kaag das Denken von William James auch in den Kontext anderer philosophischer Strömungen wie Determinismus, Materialismus, Positivismus oder Stoizismus ein und schafft es dabei, komplexe Ideen in einer klaren, oft sogar poetischen Sprache zu vermitteln. Zentrale Themen wie Freiheit, Gewohnheit, Identität, Bewusstsein, Wahrheit oder Hoffnung werden nicht nur erklärt, sondern auch in lebensnahen Anekdoten greifbar gemacht.

Das Buch „Keine Angst vor dem Leben“ von John Kaag ist damit mehr als eine Biografie oder ein Philosophie-Lehrbuch: Es ist eine Einladung, die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und sich den Herausforderungen des Daseins mutig zu stellen – ganz im Sinne von William James’ pragmatischer Lebensphilosophie. – Daher kann ich das Buch vor allem im Bereich Selbst absolut weiterempfehlen!

Deine Meinung zum Buch "Keine Angst vor dem Leben" von John Kaag

Kanntest Du „Keine Angst vor dem Leben“ bereits? – Wie ist Deine Meinung zu dem Buch von John Kaag?

Hinweise zur Buch-Review "Keine Angst vor dem Leben" von John Kaag:

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